Exklusiv Interview mit Julian Maria Sieben

Exklusiv Interview mit Julian Maria Sieben

Reisen

Die Touristiklounge Redaktion hat Julian Maria Sieben zum exklusiven Interview getroffen

Im Interview mit Julian Maria Sieben, einem Musikagenten mit über 30 Jahren Erfahrung, erkunden wir die Welt der Tourismus-Events. Er betont, dass für ihn ein herausragendes Event vor allem bedeutet, ein glückliches Publikum zu haben. Herr Sieben teilt, wie musikalische Highlights und Künstler das Erlebnis eines Tourismus-Events unvergesslich machen können und wie die Rolle von Musik bei der Gestaltung solcher Events sich im Laufe der Zeit verändert hat.

Lieber Herr Sieben, mit einer mehr als 30-jährigen Erfahrung als Musikagent haben Sie eine beeindruckende Karriere hinter sich. Können Sie zu Beginn ein wenig mehr über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?

Gern. Begonnen habe ich als Musiker. Das ließ sich quasi gar nicht vermeiden, ich komme aus einer Musikerfamilie und bin sozusagen „Backstage“ aufgewachsen. Aber auch vor dem Vorhang hab ich als Kind schon viel Oper und Konzert mitbekommen, das hat wohl geprägt. Mit 15 Jahren konnte ich anfangen, an der Musikhochschule Köln zu studieren und wurde zwei Jahre später zur Herbert-von-Karajan-Stiftung, der Orchesterakademie des Berliner Philharmonischen Orchesters eingeladen. Nach zwei Jahren in einem der Weltbesten Orchestern, Reisen zu den Bayreuther und Salzburger Festspielen, Konzerten mit Herbert von Karajan, James Levine u.v.m. ging es für mich dann an ein kleineres Theater und ich bin ehrlich – das hat mich nicht ausgefüllt. So kam es dazu, noch Kulturmanagement zu studieren, das habe ich dann in Hamburg gemacht und hatte großartige Professoren wie z.B. den legendären Prof. Hermann Rauhe. Von der Hochschule weg durfte ich als Orchesterdirektor ans Theater in Aachen, dort habe ich sieben schöne Jahre mit „meinem“ Orchester verbracht, bis es zum Wechsel in die „Unterhaltungsmusik“ kam und ich nach Berlin zurück ging um mich um Musicals und Events zu kümmern. Neben der Arbeit mit Instrumentalisten hatte ich damals schon mit Sängerinnen und Sängern zu tun, organisierte Firmenevents und Galas und betrieb eine kleine Künstleragentur.  Später wurde dieser Teil der Aufgaben größer und noch spannender. Mittlerweile habe ich eine Agentur, mit der es mir große Freude bereitet, Künstler zu betreuen, teils als exklusiver Partner, teils in Zusammenarbeit mit deren Managements, teils von Fall zu Fall, weil „man sich kennt“. Das ist ein unschätzbarer Vorteil in dieser Branche. Und nun sind es schon über 30 Jahre, wow … aber es macht immer noch Spaß, und bei jedem Event gibt es irgendeine neue Herausforderung. 

Was zeichnet Ihrer Meinung nach ein herausragendes Event aus, insbesondere im Kontext von Veranstaltungen im Tourismussektor?

Das ist für mich ganz einfach zu beantworten: Ein glückliches Publikum. Wir alle, Künstler, Manager, Agenten, Touristiker, Stadtmarketer, machen das nicht für uns, sondern für unsere Gäste. Und wenn die klatschen, weinen, glücklich sind, bin ich es auch. 

Inwiefern können musikalische Highlights oder besondere Künstler dazu beitragen, das Erlebnis eines Tourismus-Events unvergesslich zu machen? Haben Sie Beispiele, die dies veranschaulichen?

Musik live zu erleben, ist immer etwas Besonderes. Wenn ich mir eine Italien-Reise vorstelle, lebt diese natürlich von der fantastischen Landschaft, dem guten Essen. Beim Wein fängt es dann aber schon an: Man hat mehr Erinnerungen, wenn man eine Weinprobe irgendwo in der Toskana macht und sich eine Flasche als Erinnerung mit nach Hause nimmt. Aber was wäre so eine Reise erst mit einem Opernbesuch in Verona? Diese Erinnerung ist nicht eingekorkt und hat auch kein Verfallsdatum – sie hält ewig. Und solche wunderbaren Bilder im Kopf können wir auch hier, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, unseren Tages- oder Urlaubsgästen schaffen. Ich liebe es, mit meiner Arbeit ein Teil davon sein zu dürfen, Events für Gäste zu gestalten, die sich im Nachhinein – auch wirtschaftlich, das sei nicht unterschlagen – für den Veranstalter lohnen. Und eine Tourismus-Destination mit einem attraktiven Event-, Musik-, Theaterprogramm hat natürlich Wettbewerbsvorteile gegenüber den weniger belebten Regionen.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Rolle von Musik und Künstlern bei der Gestaltung von Tourismus-Events im Laufe der Jahre verändert?

Viele Tourismus-Anbieter teilen scheinbar meine Einstellung, denn ich sehe viele Veranstaltungen auch in den Ferien, zu den Feiertagen, an touristischen Orten. Das ist gut so. Ein ausgewogenes Programm aus Klassik, Musical, Schlager, Jazz, Rock, Pop und – nicht zu unterschätzen – Musikevents für Kinder halte ich dabei für optimal. Früher gab es die „Kurorchester“, heute macht man „Events“, aber die Idee ist doch gleich geblieben: Wir bieten den Gästen mehr als nur Berge, Wald, See, Meer, Sonne oder was es sonst zu sehen gibt. Eben auch etwas zu hören. 

Welche wesentlichen Aspekte sind bei der Planung eines Events im Hinblick auf Künstler und Musikacts besonders wichtig? Können Sie einige Ratschläge oder Tipps für unsere Leser teilen, die bei der Auswahl und Buchung von Künstlern hilfreich sein könnten?

Das Wichtigste: Nicht der eigene Geschmack zählt. Wir können noch so sehr unsere heißgeliebte Musikrichtung bevorzugen, aber bei der Programmerstellung für Gäste gebietet es sich, zumindest halte ich das für eine sinnvolle Grundlage, einen allgemeinen Musikgeschmack zu bedienen – und der ist nun einmal breit gefächert durch verschiedene Genres. Mit dieser Grundidee die passenden Acts auszusuchen halte ich für sehr sinnvoll. Und ich helfe Partnern natürlich auch gern dabei. 

Und warum wäre Ihre Einbindung als Musikagent in die Veranstaltungsplanung von Vorteil?

Natürlich kann ein professioneller Touristikanbieter auch selbst Künstlerinnen und Künstler buchen, beim jeweiligen Management, beim Künstler direkt oder seiner Agentur. Nur hat er dann am Ende verschiedene Ansprechpartner und … naja, sagen wir es mal so „Künstler `ticken´ manchmal etwas `speziell´“. Das ist wirklich mehr liebevoll gemeint als es klingt, ich mache es ja seit Jahrzehnten 😉 Aber für einen sachlich-wohlorganisierten Stadtmarketingmanager oder eine neu ins Amt gehobene Eventverantwortliche kann es schon manchmal mehr als nur anstrengend sein, sich durch verschiedene Bühnenanweisungen, Cateringsonderwünsche und Hotelanforderungen zu wühlen. Und dann natürlich die ganze Abwicklung von Honoraren und Reisekosten, GEMA Anmeldungen und Lizenzzahlungen, das Besorgen von Titellisten, die Abwicklung gegenüber der Künstlersozialkasse. Da hat man schon mal ein paar Tage länger damit zu tun, als das Event eigentlich dauert. Diese Services übernimmt mein Team Musikagent.  

Gibt es ein spezifisches Tourismus-Event, das in Ihrer Erinnerung besonders präsent geblieben ist?

Ohje, das sind zu viele. Und ganz viele waren wirklich mega toll. Natürlich habe ich selbst schon eine Oper in Verona erlebt (ich erwähnte es ja als Beispiel), habe die Salzburger Festspiele gesehen (von vor und von hinter der Bühne), das sind ja die „ganz Großen“, aber auch ein gut gelungenes Stadtfest mit einer überschaubaren Bühne und einem kleinen Budget kann ein ganz zauberhaftes Event werden. Bei vielen, die in diesem Bereich arbeiten, ist so viel Herzblut im Spiel, das man Backstage schon mal die ein oder andere Träne sieht, wenn das Publikum dann wirklich vor Freude tobt – und das verbindet, ist schön und motiviert stetig, so weiterzumachen. 


Bildquelle: Julian Maria Sieben


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