Die Piloten der Tochter Eurowings streiken gerade. Dennoch wird der Mutterkonzern Lufthansa optimistischer für das Gesamtjahr und rechnet mit einem Milliardengewinn.
Die Lufthansa rechnet nach einem überraschend starken Sommerquartal für dieses Jahr im Tagesgeschäft mit einem Milliardengewinn. Während viele Piloten der Billigtochter Eurowings am Montag streikten und Hunderte Flüge ausfielen, verdoppelte der Konzernvorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Nachmittag seine Prognose für 2022. So soll der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) die Marke von einer Milliarde Euro überschreiten, wie das Unternehmen mitteilte. Als Gründe nannte der Konzern die starke Ticketnachfrage und ein weiteres Rekordergebnis der Frachttochter Lufthansa Cargo.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der Lufthansa-Aktie erreichte nach den Neuigkeiten mit einem Plus von 4,6 Prozent sein Tageshoch. Allerdings bröckelten die Gewinne schnell wieder ab. Zum Handelsschluss lag das Papier mit 1,57 Prozent im Plus.
Mit seiner Gewinnprognose übertraf der Lufthansa-Vorstand auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Erst Anfang August hatte Konzernchef Spohr sein Ziel auf mehr als 500 Millionen Euro angehoben. Branchenexperten waren im Schnitt zuletzt von gut 800 Millionen Euro ausgegangen.
Doch das wichtige Sommergeschäft lief für den Konzern trotz Streiks von Bodenpersonal und Piloten besser als gedacht. So erzielte der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge im dritten Quartal einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro, fast doppelt so viel wie im coronageprägten Sommer 2021. Der bereinigte operative Gewinn lag mit 1,1 Milliarden Euro mehr als viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit gut 900 Millionen Euro gerechnet. Die Streiks belasteten das Ergebnis mit rund 70 Millionen Euro.
Dabei musste die Lufthansa ebenso wie Eurowings das Flugprogramm im Sommer wegen Engpässen an vielen Flughäfen ausdünnen. Bodenmitarbeiter und Piloten legten den Flugbetrieb der Hauptmarke Lufthansa tageweise lahm – und setzten mit ihren Ausständen deutliche Gehaltserhöhungen durch. Im Oktober zogen die Piloten der deutschen Teilgesellschaft von Eurowings mit eigenen Streiks nach. Ihr derzeitiger Ausstand soll von Montag bis Mittwoch dauern.
Die Lufthansa-Führung zeigte sich mit ihrer verdoppelten Gewinnprognose dennoch zuversichtlich für 2022. So zeige die Buchungslage eine starke Nachfrage nach Flugreisen für die kommenden Monate. Zudem rechnet das Management mit einem weiteren Rekordergebnis bei Lufthansa Cargo. Die Frachtsparte hatte 2021 einen bereinigten operativen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro erzielt – so viel wie nie in ihrer Geschichte. Ihre vollständigen Quartalszahlen will die Lufthansa am 27. Oktober vorlegen.
Quelle: dpa
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