Kommt der Branchenlockdown, braucht der wirtschaftliche Coronaintensivpatient Tourismuswirtschaft mehr als Fixkostenzuschüsse * Umfassende Entschädigungen sind dann das Gebot der Stunde
Am heutigen Mittwoch findet im Schulterschluss von Veranstaltungswirtschaft, Tourismuswirtschaft und Gastronomie eine Großdemonstration in Berlin statt. Die ohnehin dramatische Situation der Tourismuswirtschaft hat vor dem Hintergrund der aktuellen Lockdown-Pläne, die heute in der Bund-Länder-Videoschalte diskutiert werden, noch einmal massiv an Brisanz gewonnen.
Dazu erklärt der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft Michael Rabe:
„Die Tourismuswirtschaft ist schon jetzt ein wirtschaftlicher Coronaintensivpatient. Die Politik hat bereits viele unserer Angebote untersagt. Von anderen rät sie seit Wochen und Monaten aktiv und kontinuierlich ab. Und heute könnten weitere massive Einschränkungen u.a. für Hotels und Restaurants, Freizeitparks und Veranstaltungsstätten dazu kommen. Um einen allgemeinen Lockdown zu vermeiden, droht somit endgültig ein faktischer Branchenlockdown und ein neuerliches Berufsverbot für Hundertausende Unternehmen mit 3 Millionen Arbeitsplätzen. Der Schaden für die Tourismuswirtschaft wäre immens, der absehbare Nutzen für die Eindämmung der Pandemie hingegen gering, da sich allen bekannten Zahlen zufolge nur wenige Menschen in unseren Betrieben anstecken.
Sollte sich dieser Branchenlockdown der Tourismuswirtschaft nicht verhindern lassen, ist für uns eins ganz klar: Wer nicht möchte, dass wir arbeiten, wer den Großteil unserer Produkte und Angebote direkt oder durch die Hintertür verbietet, muss auch bereit sein, den Schaden auszugleichen. Von unternehmerischem Risiko kann in dieser Situation keine Rede mehr sein. Wir fordern deshalb mehr als ‚prozentuale Fixkostenzuschüsse‘. Umfassende und sofortige Entschädigungen sind dann das Gebot der Stunde. Gastronomen und Reisebüroinhaber, Familienhoteliers und Reisebusunternehmer und viele mehr werden den Coronawinter sonst wirtschaftlich nicht überleben.“
Rabe macht im Zuge der Demonstration auch noch einmal die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Werte der Tourismus- und Freizeitwirtschaft deutlich:
„Ohne uns, die wir heute hier stehen und kämpfen wäre Deutschland ein wirtschaftlich und gesellschaftlich armes Land. Tourismus und Veranstaltungen, Künstler und Kreativwirtschaft und die Restaurants als öffentliche Wohnzimmer der Nation machen Deutschland lebenswert. Der Verlust all dieser Werte ist keine Fiktion. Der Verlust dieser kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Werte ist eine reale Gefahr. Die Pleitewelle wird immens sein, wenn man uns im Regen stehen lässt. Die Hälfte unserer Arbeitsplätze ist akut gefährdet.
Man will die Wirtschaft dieses Mal weniger belasten. Das wiederholen die Politiker seit Tagen und Wochen. Tourismuswirtschaft, Veranstaltungswirtschaft, Kreativwirtschaft, Freizeitwirtschaft, wir gehören für die Politik offenbar nicht dazu. Sie erteilt uns ein Berufsverbot, um die anderen zu retten. Ist das gerecht. Nein. Ist das gerechtfertigt? Auch nicht, wenn man sich die Zahlen und Fakten über Infektionsherde anschaut.
Spezifische finanzielle Hilfen für unsere Betriebe sind unerlässlich. Die Politik stellt sonst die gesamte touristische und kulturelle Wertschöpfungskette dieses Landes zur Disposition. Damit würde sie nicht nur die Existenzen vieler Unternehmer und Mitarbeiter zerstören. Sondern auch gesellschaftliche Werte und die gesamte Freizeitinfrastruktur des Landes, die nach den Härten dieser Pandemie vermutlich mehr denn je nachgefragt sein wird.“
Über den BTW:
Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft vertritt als Dachverband der deutschen Tourismuswirtschaft die gemeinsamen und übergreifenden Interessen dieser vielfältigen und starken Branche. Die Tourismuswirtschaft steht für rund 4 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland und beschäftigt 2,9 Millionen Menschen. Tourismus sorgt beispielsweise für rund 1,7 Millionen Arbeitsplätze in Hotellerie und Gastronomie, rund 350.000 im Sport-, Freizeit- und Kultursektor, mehr als 130.000 im Straßen- und Nahverkehrsbereich sowie rund 100.000 in Reisebüros und bei Reiseveranstaltern (Quelle: BMWi-Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“).
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Nicole von Stockert, Pressesprecherin
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