Nicht immer leicht, sich bei der Buchung der Reise auf ein Hotel festzulegen. Griffige Bezeichnungen der Häuser wollen Orientierung geben. Doch vom Namen allein sollte man sich nicht leiten lassen.
Berlin (dpa/tmn) – Mit einem Grand Hotel verbindet man Luxus und Historie, mit einem Businesshotel Anzugträger und Bürocharme. Und mit einem Boutique-Hotel – hm, Mode vielleicht? Es ist so eine Sache mit den Bezeichnungen, die sich Hotels selbst geben.
In Deutschland ist nicht mal vom Gesetz her definiert, was ein Hotel bieten muss. Im Prinzip kann sich also jeder Beherbergungsbetrieb als Hotel bezeichnen. Eine internationale Norm bietet Leitplanken. So sollte ein Hotel Unterbringung, Rezeption, Gästeservice bieten.
Die Tourismusverbände in Deutschland haben den Begriff des Hotels noch etwas genauer umrissen: So wird die Möglichkeit der täglichen Zimmerreinigung aufgelistet und dass ein Hotel mindestens ein Restaurant und mehr als 20 Gästezimmer haben sollte.
Doch festgelegte Definitionen für Begriffe wie Grand Hotel, Businesshotel oder etwa auch Wellnesshotel sucht man vergeblich. «So sehr ins Detail geht es dann nicht», sagt Tobias Warnecke. Er ist als Geschäftsführer des Hotelverbands Deutschland ein Fachmann für den Hotelmarkt. Und der ist umkämpft.
Deshalb wollen sich die Hotelketten von der Konkurrenz abheben und bestenfalls schon mit ihrer Bezeichnung die Zielgruppen ansprechen, die sie erreichen wollen. Aber was darf man denn erwarten von …
… einem Grand Hotel:
Luxus und Geschichte. Eine Blütezeit dieser oft palastähnlichen Häuser war die Belle Époque in der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Grand Hotels entstanden überall dort, wo die gehobene, zahlungskräftige Gesellschaft hinfuhr. In Metropolen, aber auch in den Bergen (etwa in Davos) oder am Meer (etwa in Heiligendamm).
«Oft sind es klassizistische Gebäude, Häuser mit Geschichte und außergewöhnlichem Komfort», sagt Warnecke.
… einem Boutique-Hotel:
Wer hier an Hotels im Stil eines kleinen Modeladens denkt, ist auf der falschen Spur. Wobei zumindest klein – im Vergleich zu anderen Häusern – nicht ganz verkehrt ist.
Es seien meist kleinere Hotels, die sich eine bestimmte Konzeption – meist aus Kunst oder Design – auf die Fahnen geschrieben haben. So erklärt es der Fachmann und fügt an: «Die Grenzen zum Design-Hotel sind hier ganz fließend.»
Die Zielgruppe sei homogen und habe einen sehr ausgefallenen Kunstgeschmack, auf die die Hotels entsprechend präzise eingehen könnten, heißt es in einem Branchenreport des Hotelverbands. Und: «Im Grunde sind Boutique-Hotels vergleichbar mit einer Bühne, auf der immer neue Stücke inszeniert werden.»
… einem Businesshotel:
Wer sich dieses Label gibt, hat sich auf Geschäftsreisende eingestellt – etwa durch Angebote wie schnelle Check-ins und Check-outs, damit Gäste rasch ins Hotel und bei Abreise auch wieder heraus kommen. Die Häuser sind oft verkehrsgünstig gelegen – nahe von Flughäfen oder Bahnhöfen oder unweit von einem Messegelände.
Aber: «Hotels tun sich häufig schwer damit, sich ausschließlich so zu vermarkten», sagt Warnecke. Denn diese Bezeichnung kann Touristinnen und Touristen abschrecken, die aber gerade am Wochenende die Zimmer füllen können, wenn weniger Geschäftsreisende da sind.
… einem Budgethotel:
Preiswert. Das ist es, was man mit dem Wort Budget assoziiert, und das ist es, über was sich die Häuser von anderen abheben wollen. Doch Vorsicht: Auch Budgethotels haben natürlich Angebot und Nachfrage im Blick. Zu Zeiten, an denen viel los ist vor Ort, können die Preise erstaunlich hochgehen – etwa während Messen oder Konzerten.
Im Budgetsegment sollten Gäste keinen Überschwang erwarten, sondern eher kleine Räume und abgespeckte Serviceleistungen – denkbar ist zum Beispiel, dass die Rezeption nicht 24 Stunden besetzt ist. Auch einen Zimmerservice gibt es in diesen Hotels eher nicht.
… einem Wellnesshotel:
Das ist eine große Gruppe von Hotels, über die es immer Verwirrung gibt, sagt Warnecke. Denn so wie alle in der Liste aufgezählten ist auch dieser Begriff nicht genormt. «Sobald ich einen Pool habe, kann ich mich theoretisch Wellnesshotel nennen, was aber auf keinen Fall zu empfehlen ist», warnt der Fachmann.
Als Maßstab für Wellnesshotels in Deutschland sollte man sich aus seiner Sicht an Kriterien des Wellness-Baums der Wellness-Hotels & Resorts, einer Kooperation von Wellnesshotels, orientieren.
Diese Kriterien bürgten unter anderem für eine ruhige Naturlage, mindestens Vier-Sterne-Niveau, gepflegte Bereiche, geschultes Personal und eine «Wellness-Vital-Küche», so Warnecke.
Namen allein sind Schall und Rauch
Die Liste ließe sich noch weiterführen: mit Begriffen, die mehr oder weniger klar zu umreißen sind. Es gibt Club-Hotels, Familienhotels, Hotels nur für Erwachsene – «Adults only». Man liest von Skihotels und Wanderhotels, von Kapselhotels und Öko-Hotels.
Hotels seien davon abgerückt, alle glücklich machen zu wollen, sagt Warnecke dazu. Ob Single, Paare, Sportfans, Kunstaffine, Wohlhabende: «Man will die Zielgruppe heute eingrenzen und klarmachen, dass man nicht für alle das beste Produkt bieten kann.»
Und auch wenn Hotels, die länger bestehen wollen, gut daran tun, auch das Angebot zu bieten, das sie mit ihrer Bezeichnung versprechen – um am Ende als Gast nicht enttäuscht zu werden, ist es stets ratsam, vor der Buchung einen genauen Blick auf die Hotel-Website werfen.
Wie schauen die Zimmer aus? Welche Services gibt es? Auch die Sterne-Bewertung kann ein Anhaltspunkt sein. Und, wenn auch manchmal mit Vorsicht zu genießen, Online-Bewertungen vorheriger Gäste.
Doch die Bezeichnung des Hotels allein? Danach sollte man bei der Buchung nicht gehen. Denn wie Tobias Warnecke sagt: «Namen sind vergänglich – und manchmal Schall und Rauch.»
Hotel garni – ein deutscher Klassiker
Manchmal stolpert man bei der Hotelsuche über diesen Begriff: Hotel garni. Was hat es damit auf sich? «Das ist ein deutscher Klassiker, die Bezeichnung gibt es auch fast nirgendwo anders», erklärt der Geschäftsführer des Hotelverbands Deutschland, Tobias Warnecke.
Im Ausland würde man dazu Bed & Breakfast sagen. In einem Hotel garni gibt es also ein Frühstücksangebot, sonst aber höchstens noch Getränke und kleine Speisen.
Quelle: dpa
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