Bei Tui sollen nach monatelangen Verhandlungen etwas weniger konzerneigene Reisebüros in Deutschland geschlossen werden als zunächst vermutet.
Der jetzt getroffenen Entscheidung zufolge dürften 55 der rund 450 stationären Filialen wegfallen, hieß es am Donnerstag aus dem Betriebsrat. Gut 400 Beschäftigte müssten das Unternehmen damit wohl verlassen. Einige Büros würden zusammengelegt oder bestünden trotz ursprünglicher Schließungsabsicht weiter. Das Management wollte laut früheren Angaben gut 60 Standorte dichtmachen.
Es gebe nun auch einen Sozialplan, der im Fall von Kündigungen greife, erklärte die Belegschaftsvertretung. Diese sollten möglichst vermieden werden, weshalb die Kollegen in den betroffenen Büros ein «attraktives Programm» für ein freiwilliges Ausscheiden angeboten bekämen. Vorgesehen sei dabei mindestens ein volles Gehalt pro Beschäftigungsjahr plus drei bis sechs zusätzliche Fixgehälter – mit einer Höchstsumme als Deckel. Wer über den Sozialplan ohne Abfindung gehe, habe Anspruch auf das eine volle Gehalt pro Jahr im Betrieb.
Das Unternehmen wollte sich zu der Grundsatzentscheidung noch nicht näher äußern. Details könnten in der kommenden Woche folgen. Die Gespräche hatten sich lange hingezogen – es ging neben Konsequenzen aus der Umsatzschwäche etlicher Tui-Büros indirekt auch um den Digitalisierungskurs von Vorstandschef Fritz Joussen. Der Betriebsrat lehnte einen pauschalen Abbau im stationären Vertrieb bereits im vergangenen Herbst ab, die Beratungen wurden zwischenzeitlich unterbrochen. Strittig war etwa die Frage, ob man die Chancen bestimmter Standorte noch einmal intensiver prüfen solle.
Tui hatte sich als größter Tourismusanbieter auch vor dem Hintergrund der Corona-Krise hohe Einsparungen inklusive Stellenabbau verordnet. In den eigenen Reisebüros werden für umfangreiche Beratung neuerdings Service-Gebühren erhoben. Gleichzeitig soll das Digitalgeschäft wachsen, diese Strategie läuft schon länger. In anderen Ländern wie Großbritannien hat der Tui-Konzern ebenfalls Standorte geschlossen.
Auch Konkurrenten wie DER Touristik setzten bei den Filialen den Rotstift an. Das Unternehmen mit Marken wie Dertour, Meiers Weltreisen, ITS, Jahn und Travelix hatte ein Abfindungsprogramm angekündigt. Es gibt eine entsprechende Betriebsvereinbarung.
Quelle:dpa
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