iberostar

„Luxus braucht Verantwortung“ – Wie Iberostar Qualität, Nachhaltigkeit und lokale Identität verbindet

Hotels

Zwischen Markenstrategie, Meeres­schutz und Mitarbeiterkultur: Thomas Gigla über die Zukunft des Reisens

Was bedeutet verantwortungsvoller Tourismus, wenn man weltweit 100 Hotels betreibt – und dabei jedes einzelne authentisch, hochwertig und zukunftsfähig gestalten will? Im Gespräch mit Thomas Gigla, Senior Vice President Commercial and Sales EMEA bei Iberostar Hotels & Resorts, wird deutlich: Nachhaltigkeit ist bei Iberostar kein Trend, sondern ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Vom neuen Fünf-Sterne-Hotel Iberostar Selection Es Trenc auf Mallorca über KI-gestützte Energiesteuerung bis hin zu Korallenlaboren in der Karibik zeigt das Unternehmen, wie sich Luxus, lokaler Charakter und Umweltverantwortung miteinander verbinden lassen. Thomas Gigla spricht über klare Markenarchitektur, gezielte Expansion, den deutschen Markt – und darüber, warum echter Komfort nur in Destinationen möglich ist, die langfristig geschützt werden. 

Iberostar ist in über 13 Ländern tätig. Wie stellen Sie sicher, dass jedes Hotel nicht nur die Markenwerte widerspiegelt, sondern zugleich die Kultur und Identität seines Reiseziels authentisch präsentiert?

Das Portfolio von Iberostar umfasst 100 Hotels in 13 Ländern weltweit. Bei der Konzeption, Gestaltung und im täglichen Betrieb unserer Häuser verfolgen wir konsequent die hohen Standards, die unser Markenversprechen definieren – ein qualitativ hochwertiges Erlebnis, engagierten Service und Standorte in erstklassiger Strandlage. Gleichzeitig achten wir darauf, den individuellen Charakter jedes Hotels im Einklang mit der Besonderheit des jeweiligen Reiseziels zu bewahren.
Ein gutes Beispiel ist das Iberostar Selection Es Trenc, ein Fünf-Sterne-Hotel, das Anfang dieses Jahres in Colònia de Sant Jordi eröffnet wurde – einer Region im Süden Mallorcas, die den Einheimischen besonders am Herzen liegt. Das Gästeerlebnis wurde eng an der lokalen Kultur sowie der historischen Salzgewinnung der Region ausgerichtet. Vom mediterran inspirierten Design über maßgeschneiderte Ausflüge bis hin zum kulinarischen Konzept des Restaurants Salivent ist alles darauf angelegt, Gästen die authentischste Seite Mallorcas näherzubringen.

Ihre Marken wie Iberostar Waves, Iberostar Selection und JOIA by Iberostar sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Wie entwickeln Sie diese Segmente weiter, ohne die Gesamtmarke zu verwässern?

2024 haben wir die Weiterentwicklung der Markenidentität unseres Portfolios vorgestellt. Diese Segmentierung basiert auf intensivem Austausch mit unseren Gästen und Teams, um ein noch passenderes Angebot zu schaffen und gleichzeitig unserer Kernidentität treu zu bleiben. Der rote Faden bleibt unverändert: Iberostars kompromissloser Qualitätsanspruch, unser Engagement für exzellenten Service und unser klares Bekenntnis zu einem verantwortungsvollen Tourismusmodell. Auf dieser Grundlage haben wir drei Segmente geschaffen – Iberostar Waves, Iberostar Selection und JOIA by Iberostar – um unser Angebot zu schärfen, ohne die Markenintegrität zu beeinträchtigen. Iberostar Waves richtet sich an Gäste, die entspannte, familienfreundliche Urlaube suchen. Iberostar Selection steht für großzügige, komfortbetonte Premiumerlebnisse mit exzellentem Service. JOIA by Iberostar ist unsere anspruchsvollste Ausprägung – fokussiert auf entspannten Luxus und noch individuelleren Service.

Iberostar verfolgt ambitionierte Umweltziele, darunter Meeres- und Küstenschutz sowie
CO₂-Reduktion. Welche konkreten Meilensteine wollen Sie in den nächsten fünf Jahren erreichen?

Wir führen unser Engagement für verantwortungsvollen Tourismus im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsinitiative Iberostar Wave of Change konsequent fort. Unser Ziel ist es, positiven Wandel im Reiseverhalten voranzutreiben – sowohl durch Maßnahmen in unseren Hotels als auch durch Kooperationen, die den Schutz der Natur und unserer Destinationen fördern.

Unsere Hotels erzielen bedeutende Fortschritte, insbesondere in den Bereichen Dekarbonisierung und Abfallreduktion. 2024 konnten wir unsere Emissionen (Scope 1 & 2) und den globalen Energieverbrauch um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr senken. Heute beziehen 100 Prozent unserer Hotels in Spanien sowie unsere Büros im Land Strom aus zertifiziert erneuerbaren Quellen (GoO). Möglich wurde dies durch Verhaltensänderungen, elektrifizierte Küchen, den Bezug erneuerbarer Energien und innovative Low-Carbon-Lösungen. Ein Beispiel hierfür ist das KI-System BRAIAN, das Energieverbrauch reduziert, ohne den Gästekomfort einzuschränken.

Parallel konnten wir das Abfallaufkommen, das auf Deponien gelangt, seit 2021 um 69 Prozent
reduzieren – unterstützt von über 250 Mitarbeitenden in unseren Hotels sowie durch den Einsatz des KI-Systems Winnow zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen.

Unser Engagement reicht jedoch weit über unsere eigenen Hotels hinaus. Mit unserem Destination
Stewardship Team fördern wir Kooperationen und entwickeln Lösungen für lokale Herausforderungen. In Mexiko arbeiten wir unter anderem mit der Tourism Action Coalition for a Sustainable Ocean, regionalen Ministerien, GIZ und The Nature Conservancy an der Renaturierung
von Küstendünen.

Derzeit betreiben wir acht Korallengärten, drei Forschungslabore sowie mehrere Mangroven-, Dünen- und Pflanzen-Schutzprojekte in der Karibik – insgesamt mit über 58.000 betreuten Pflanzen. Zudem erforschen wir gemeinsam mit IMEDEA auf Mallorca die genetische Vielfalt der Posidonia oceanica.

Mit Projekten wie „Ocean Love“, nachhaltiger Fischerei und Seegras-Schutz setzen Sie einen
klaren Fokus auf den Ozean. Welche Rolle spielt dieser Schwerpunkt bei der Auswahl neuer
Standorte?

Unsere Wurzeln liegen auf Mallorca – einer Insel, deren Identität eng mit dem Meer verbunden ist.
Diese Verbundenheit prägt unsere Marke und hat das Nachhaltigkeitsprogramm Wave of Change
inspiriert, das den Schutz mariner und küstennaher Ökosysteme in den Mittelpunkt stellt.

Verantwortungsvoller Tourismus ist für uns mehr als Umweltschutz – er ist ein zentraler Bestandteil
unserer Unternehmensstrategie. Wir wollen die Umwelt und die lokalen Gemeinschaften stärken und
zugleich einzigartige Erlebnisse für Gäste schaffen.

In Aruba etwa engagieren wir uns für den Erhalt der lokalen Biodiversität durch die Einrichtung des
ersten Shoco Sanctuary am Tierra del Sol by Iberostar Golf Course. In Partnerschaft mit BirdLife
Conservation schützt dieses Projekt den bedrohten Kaninchenkauz, das Nationaltier Arubas.
Zudem beherbergt die Aula di Lama – ein Wave-of-Change-Bildungsraum – Workshops für Schulen
und NGOs, die Themen des Meeres- und Küstenschutzes vermitteln und das Bewusstsein in der
Bevölkerung stärken.

Wie gelingt es Ihnen, Nachhaltigkeit und ein hochwertiges Urlaubserlebnis so zu verbinden, dass Gäste begeistert sind und auf keinerlei Komfort verzichten müssen?

Unser Anspruch ist es, unvergessliche Urlaubserlebnisse mit höchstem Komfort und exzellentem
Service zu bieten. Dieses Ziel steht in engem Zusammenhang mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis – denn herausragende Erlebnisse funktionieren nur in einem Umfeld, das Menschen und Natur respektiert.

Ein Beispiel dafür ist BRAIAN, der gemeinsam mit der Firma Sener entwickelte KI-Operator, der
Energienutzung intelligent steuert und gleichzeitig den Komfort der Gäste sicherstellt.

Darüber hinaus arbeiten wir daran, Gästen Erlebnisse zu bieten, die sie näher an die Natur und Kultur
ihrer Reiseziele heranführen. Dazu zählt unsere Kooperation mit Planeterra, einem weltweit
führenden Netzwerk für community-basierten Tourismus. Die Projekte in Mexiko, der
Dominikanischen Republik, Brasilien, Tunesien und Marokko stärken lokale Gemeinschaften, schaffen Einkommen und verbessern Infrastruktur.

An vielen Standorten ermöglichen wir Gästen zudem direkten Zugang zu den Ökosystemen, die wir schützen: Korallenriffe, Mangroven, Dünen und Seegraswiesen. In der Dominikanischen Republik können Gäste in unserem Coral Lab lebende Korallen sehen und mit unserem Wissenschaftsteam sprechen – 2024 besuchten über 13.000 Menschen das Labor.

Unser Ziel ist es, dass Gäste nicht nur einen großartigen Urlaub erleben, sondern inspiriert werden, bewusster zu reisen. 76 Prozent unserer Gäste nehmen Iberostar bereits als umweltengagierte Marke wahr.

Sie planen jährlich fünf bis zehn neue Hotels zu eröffnen. Nach welchen Kriterien wählen Sie neue Märkte aus – und welche Rolle spielen Regionen wie der Indische Ozean oder Ostafrika?

Wir verfolgen eine selektive Expansionsstrategie, die auf hochwertige Strandstandorte und ein exzellentes Gästeerlebnis ausgerichtet ist. Wir stärken unsere Präsenz in bestehenden Märkten wie Mexiko oder den Balearen und investieren parallel in die Modernisierung unseres Portfolios, mit
Projekten auf den Balearen und den Kanaren für das kommende Jahr. Zudem haben wir eine Kaufvereinbarung für unser erstes Hotel auf Sansibar finalisiert. Neue Möglichkeiten prüfen wir sorgfältig – entscheidend ist immer, dass wir unseren Gästen ein herausragendes Erlebnis bieten können.

Der deutsche Markt zeigt derzeit eine schwächere Performance, andere Quellmärkte wachsen stark. Welche Maßnahmen planen Sie, um Ihre Position in Deutschland wieder zu stärken?

Deutschland ist ein zentraler Markt für unser Portfolio in der EMEA-Region. Das Nachfrageniveau blieb 2025 im Vergleich zum Vorjahr stabil, insbesondere für traditionelle Reiseziele wie Mallorca. Außerdem beobachten wir positive Trends für die Wintersaison auf den Kanarischen Inseln, und obwohl es noch früh ist, sind die Erwartungen für 2026 auf Basis des bisherigen Buchungsstands optimistisch. Wir stellen fest, dass Reisende weiterhin besonders unsere Qualität, erstklassigen Standorte und unser Modell des verantwortungsvollen Tourismus schätzen.

Mallorca bleibt ein Schlüsselstandort für Iberostar. Gibt es Pläne für ein komplett neues Hotel –
oder liegt der Fokus auf Renovierungen?

Wir haben kürzlich das Iberostar Selection Es Trenc eröffnet – ein Fünf-Sterne-Haus, das eine bestehende Immobilie vollständig transformiert und die Kapazität zugunsten eines noch persönlicheren und umweltbewussteren Erlebnisses reduziert hat. Unser Fokus liegt weiterhin darauf, unser Portfolio in unseren Zielmärkten qualitativ weiterzuentwickeln.

Iberostar beschäftigt weltweit über 35.000 Mitarbeitende. Wie gelingt es, trotz dieser Größe eine offene, familiäre Unternehmenskultur zu bewahren?

Wir sind ein Unternehmen mit fast 70-jähriger Geschichte und einem ausgeprägten Familiensinn. Unsere Werte wurden über Generationen weitergegeben. Jede einzelne der rund 35.000 Personen spielt eine wesentliche Rolle und repräsentiert das Herz unseres Markenversprechens. Deshalb legen wir großen Wert auf ein inklusives, faires und bereicherndes Arbeitsumfeld, in dem alle ein gemeinsames Ziel verfolgen. Weiterbildung, interne Mobilität und unser Engagement für das physische und emotionale Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden sind zentrale Bestandteile unserer Kultur.

Der Fachkräftemangel betrifft die gesamte Branche. Welche Strategien nutzen Sie, um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen, zu halten und ihnen langfristige Perspektiven zu bieten?

Wir sind überzeugt: Talent gewinnt man durch sinnstiftende Aufgaben – und bindet es durch echte Entwicklungsmöglichkeiten. Besonders junge Menschen oder Quereinsteiger sollen die Chancen unserer Branche erkennen. Ausbildung spielt dabei eine Schlüsselrolle, ebenso wie die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen. Ein Beispiel ist unser FP Dual Training Programm, das 2023 gestartet ist. 2024 profitierten bereits über 370 Studierende in Spanien, Mexiko, Jamaika und Brasilien von der Kombination aus Theorie und praktischer Erfahrung in unseren Hotels.

Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Employee Experience zu verbessern – durch flexible Arbeitsmodelle, Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie Angebote für körperliches und emotionales Wohlbefinden. Klare Karrierewege und internationale Entwicklungsmöglichkeiten in allen 13 Ländern, in denen wir tätig sind, sind ein weiterer wichtiger Baustein.

Alexandra Bergerhausen
Nach meiner Ausbildung im Bereich Grafik und Design und vielen Berufserfahrungen in der MICE Industrie (Meetings - Incentives - Conventions - Events), habe ich Im Januar 2019 die PREGAS GmbH mit dem gleichnamigen News- und Presseportal übernommen. Im Dezember 2019 folgte dann die Übernahme des Netzwerks www.touristiklounge.de
https://www.touristiklounge.de