Exklusiv Interview mit Prof. Dr. Astrid Nelke

Exklusiv Interview mit Prof. Dr. Astrid Nelke

Reisen

Die Touristiklounge Redaktion hat Prof. Dr. Astrid Nelke zum exklusiven Interview getroffen

Das Interview mit Frau Prof. Dr. Astrid Nelke gewährt Einblicke in die komplexe Welt des Employer Branding, insbesondere in der Hotellerie und im Tourismussektor. Mit ihrer reichen Expertise, die sie über Jahre hinweg erworben hat, bietet sie wertvolle Einblicke in die Entwicklung und Bedeutung einer starken Arbeitgebermarke in diesen Branchen. Als renommierte Expertin auf diesem Gebiet und Autorin des kürzlich erschienenen Buches „Handbuch Employer Branding“, teilt sie nicht nur ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, sondern gibt auch praxisnahe Tipps, wie Unternehmen eine erfolgreiche Arbeitgebermarke aufbauen können.

Liebe Frau Prof. Dr. Astrid Nelke, sie haben sich auf das Thema Employer Branding spezialisiert. Können Sie sich zum Start und Ihre Expertise im Bereich Employer Branding kurz vorstellen?

Ich habe zunächst eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Kempinski in Berlin absolviert, um dann Kommunikationswissenschaft zu studieren. Seit 2010 berate ich verschiedene Unternehmen in den Bereichen Kommunikation und seit 2012 auch Employer Branding. Damals war das Thema Fachkräftemangel nur in ausgewählten Branchen ein Thema – nun es ist gesamtwirtschaftlich betrachtet für alle sehr relevant. Besonders in unserer Branche ist es für Unternehmen essenziell, gute Beschäftigte zu halten und neue Talente zu gewinnen.

Warum ist Employer Branding speziell in der Hotellerie und im Tourismussektor so wichtig, und welche Besonderheiten gibt es in diesem Kontext?

In unserer Branche ist das Thema Fachkräftemangel schon lange relevant. Durch immer kleiner werdende Gruppen, die aus den Schulen kommen, wird die Azubi-Akquise für die Unternehmen schwieriger. Dazu kommen die Themen Gehalt, Schichtarbeit und Saisonarbeitszeiten, die es für Unternehmen in der Hotellerie und im Tourismus so notwendig machen, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen und zu kommunizieren. Auch besondere Angebote für Beschäftigte, wie Beschäftigtenwohnungen, individuelle Weiterbildungspläne, transparente Dienstplangestaltung und Jobsharing im Unternehmen oder in Partnerunternehmen, auch im Ausland, können innerhalb eines professionellen Konzeptes kommuniziert werden.

Welche grundlegenden Schritte sind erforderlich, um eine starke Arbeitgebermarke in der Hotellerie und im Tourismus zu etablieren? Und wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter in die Gestaltung ihrer Arbeitgebermarke einbeziehen?

Employer Branding ist eine Managementaufgabe, die zu ‚zu Ende‘ ist. Mit Hilfe einer Employer Branding Strategie wird die Arbeitgebermarke professionell erarbeitet und nach innen und außen kommuniziert. Hierzu wird zunächst in der Analysephase die IST-Situation dargestellt, anschließend werden in der Strategiephase die Zielgruppen, Kernbotschaften, Zeitplan und Budget erarbeitet und in der Phase Umsetzung implementiert. Wichtig ist, dass auch die vierte Phase, die Evaluation, mit vorher festgelegten Kennwerten umgesetzt wird. Nur so kann man feststellen, ob die Ressourcen für das Employer Branding auch zielführend eingesetzt wurden.

Wie beeinflusst die Arbeitgebermarke die Gästezufriedenheit und das Image eines Hotels oder Tourismusunternehmens?

Nur ein gut aufgestelltes, adäquat trainiertes, motiviertes und zufriedenes Team kann für ein professionelles und entspanntes Ambiente sorgen. Damit hat eine starke Arbeitgebermarke ganz direkten Einfluss auf die Gästezufriedenheit.

Können Sie Beispiele für Hotels oder Tourismusunternehmen nennen, die besonders erfolgreich im Bereich Employer Branding sind, und was sind ihre Erfolgsgeheimnisse?

Hier fällt mir der Europäische Hof in Heidelberg ein – das 5-Sterne Hotel verfügt über eine starke Unternehmensvision und -mission. Die Unternehmens- und Führungskultur werden im Haus an die 1. Stelle gestellt. Caroline von Kretschmann und ihr Team nutzen aktiv Geschichten und Erfahrungen der Familie und der Beschäftigten, um authentische Einblicke in die Unternehmenskultur zu geben. Diese Geschichten und Testimonials werden als regelmäßige Updates auf Plattformen wie LinkedIn und Instagram vorgestellt und stärken so die Arbeitgebermarke nach außen. Hierzu werden Texte, Reels und Fotos genutzt. Regelmäßige Mitarbeiterevents und Team-Building-Aktivitäten stärken den Teamgeist und schaffen ein positives Arbeitsumfeld nach innen, dass nach außen strahlt. Natürlich gehören auch Benefits wie die interne Weiterbildung, flexible Arbeitsmodelle und Mitarbeiterbeteiligung dazu. Zu spezifischen Themen gibt es immer wieder Befragungen. Dass diese vielen Instrumente einer attraktiven Arbeitgebermarke erfolgreich sind, zeigt sich daran, dass die Fluktuation geringer ist als in anderen Betrieben der Branche, einige Kolleginnen und Kollegen sind schon 30, 40 oder sogar 45 Jahre im Europäischen Hof.

Frau Prof. Dr. Astrid Nelke, Sie haben kürzlich sogar ein Buch zum Thema Employer Branding veröffentlicht. Könnten Sie uns erzählen, wie es dazu kam und was die Leser in Ihrem Buch erwarten können?

Das ‚Handbuch Employer Branding‘ ist im Oktober in der 2., erweiterten Auflage erschienen. Die 1. Auflage kam im Oktober 2020 raus, also mitten in der Pandemie. Aufgrund der vielfältigen neuen Erfahrungen, z. B. mit dem hybriden Arbeiten oder der transparenten Dienstplangestaltung mithilfe von Software durch die Teams selbst, habe ich mich für eine neue Auflage entschieden. Das Buch zeigt auf, wie eine professionelle Employer Branding Strategie erstellt und implementiert werden kann und schildert an vielen Praxisbeispielen die Umsetzung im Unternehmensalltag. Hierzu biete ich auch Workshops und begleitete Strategieerstellungen an.

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