Noch immer kämpft der BER mit Finanzproblemen und Kinderkrankheiten.
Lange Check-in-Zeiten, kaputte Laufbänder, genervte Fluggäste und finanzielle Probleme: Auch das erste vollständige Betriebsjahr war für den neuen Hauptstadtflughafen BER schwierig. Fast 570 Millionen Euro betrug der Verlust, den die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) im vergangenen Jahr einfuhr, wie Chefin Aletta von Massenbach am Dienstag mitteilte.
Rund die Hälfte des Fehlbetrags ging demnach auf externe Sondereffekte wie die generelle Unsicherheit in der Branche sowie steigende Zinsen zurück. Damit halbierte sich der Verlust gemessen am Vorjahr zwar nahezu. Doch das sei «nur bedingt beruhigend», betonte von Massenbach.
Noch immer verdient die FBB nicht genug, um den eigenen Betrieb vollständig zu finanzieren. Das Eigenkapital ist durch den Millionenverlust vollständig aufgezehrt. Nur mit Hilfe der Eigentümer – des Bunds und der Länder Berlin und Brandenburg – kann der Flugbetrieb weiter laufen.
Für die FBB und die Eigentümer ist klar, dass diese Probleme noch einige Jahre anhalten dürften. Die allmähliche wirtschaftliche Erholung läuft derweil weitgehend nach Plan. So kehren nach und nach die Fluggäste zurück. «Punktuell sind wir zum Teil schon wieder auf dem Vorkrisen-Niveau», sagte von Massenbach. An einzelnen Tagen und Tageszeiten reisten genauso viele Menschen über den BER wie vor der Pandemie über die damaligen Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld.
Zudem genehmigte die EU-Kommission im Februar staatliche Beihilfen von 1,7 Milliarden Euro, die der BER unter anderem dafür benötigt, Schulden zu tilgen. Mit Blick auf die Zahlen rechnet von Massenbach für dieses Jahr wieder mit einem positiven operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Der Umsatz soll auf knapp 550 Millionen Euro steigen, was im Vergleich zu 2021 eine Verdoppelung wäre.
Und auch für die Fluggäste hatte die Managerin positive Botschaften: 8 der 16 nicht funktionierenden Laufbänder sollen noch vor den Sommerferien wieder laufen.
Zwar habe es auch über die Osterreisetage bei den Abläufen hier und da noch geruckelt. Dennoch ist von Massenbach zuversichtlich, dass sich für die Fluggäste ein Szenario wie in den Herbstferien nicht wiederholen wird. Damals hatten vor allem Personalengpässe sowie Corona-Maßnahmen zu langen Wartezeiten beim Check-in und der Ankunft geführt. Inzwischen stimmt sich der Flughafen vor Reisetagen mit hoher Auslastung eigenen Angaben zufolge unter anderem enger mit der Bundespolizei und den Bodenverkehrsdienstleistern ab.
Doch vor allem angesichts des Kriegs in der Ukraine, drohender Energie-Embargos und hoher Energiekosten bleibt die Frage, ob der Aufwärtstrend bei den Fluggästen anhaltend ist. «Womit wir in der Branche rechnen müssen, ist, dass es zu einer Steigerung von Ticketpreisen kommt», sagte von Massenbach. Das wirke sich normalerweise auf die Nachfrage aus.
Quelle:dpa
Bildquelle: Patrick Pleul/dpa